Flüsse mit ihren Armen und Nebengewässern und Auen sind ein artenreiches Ökosystem. Hier gibt es viele verschiedene Lebensräume, die das Zuhause vieler feuchteliebender Tier- und Pflanzenarten sind. Der Rhein, der zahlreiche Naturschutzgebiete am Unteren Niederrhein stark beeinflusst, ist jedoch über die letzten Jahrzehnte immer stärker ausgebaut worden und inzwischen die meist befahrene Wasserstraße Europas. Den Naturschutz mit dem Wirtschaftsfaktor Fluss genau wie mit dem Hochwasserschutz zum Nutzen aller zu verbinden, daran arbeiten wir seit vielen Jahren.
Auen sind Multitalente, …
Auen können viel für uns Menschen leisten: Sie schützen vor Hochwasser, binden Nährstoffe und Treibhausgase. Sie filtern Schadstoffe, verbessern Gewässerqualität und Klima und tragen zur Grundwasserbildung bei. Außerdem sind sie wie kleine Archen für Pflanzen und Tiere, die in der ausgetrockneten Landschaft kaum noch einen Platz haben und oftmals gefährdet sind.
… die Hilfe brauchen
Durch den technischen Ausbau mit Uferbefestigungen, Buhnen, Begradigungen und Sohlvertiefungen schnitt sich der Rhein selbst bis zu zwei Meter in seine Sohle ein. Mit Eindeichung, der industriellen Entwicklung und dem Ausbau unserer Siedlungen gingen rund 80 Prozent unserer Rheinauen verloren.
Dazu entkoppeln sich Fluss und Aue zunehmend von-einander, weil sich zudem Ufer- und Auenbereiche bei jedem Hochwasser durch abgelagertes Sediment aufhöhen. Damit entfallen die und kostenlos durch die Natur bereit gestellten Leistungen zum großen Teil – oder sogar ganz. Außerdem sinken die Fläche der typischen Auenvegetation und die Vielfalt auentypischer Pflanzen und Tiere. Mit verschiedenen Aktivitäten kann die Verbindung zwischen Fluss und Aue gestärkt werden. Diese setzen wir in einem mehrjährigen Projekt um. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket sorgen wir dafür, dass Wasser besser und länger in der Emmericher Ward zurückgehalten wird und Auengewässer wiederherstellt werden.
Ein Beispiel, wer profitiert und warum, sind Fischarten wie Schleie oder der Hecht. Diese sind in ihrer Verbreitung an Wasserpflanzen gebunden, die für sie Deckung, Laichmöglichkeit oder Nahrungsgrundlage sind. Für diese Fische ist es wichtig, dass es wieder stark bewachsene Auengewässer gibt, die nur zeitweise an den Rhein angebunden sind.
Auenwälder wiederherstellen
Mit den Auen sind auch Auenwälder und damit etwa der Lebensraum vieler seltener Vogelarten gefährdet. Früher wuchsen wilde Auenwälder entlang in einem dynamischen Rhein-Flusssystem mit Seitenarmen und zeitweilig überfluteten Auen. Doch auch hier haben Eindeichung, Befestigung der Ufer und Begradigung des Flusses dazu beigetragen, dass diese Biotope vernichtet werden. Am Rhein ist dieser wertvolle Lebensraum deshalb heute nahezu komplett verschwunden. Doch nicht nur hier: Auenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen in Deutschland und Mitteleuropa!
Auenwälder können wiederhergestellt werden. Dafür haben wir Initialpflanzungen vorgenommen. So soll aus vereinzelten Gehölzen wieder zusammenhängender strukturreicher Auenwald entstehen. Davon wird auch der Pirol profitieren und hoffentlich wieder als Brutvogel in die Emmericher Ward zurückkehren.
Schutz für Fluss und Aue nicht nur im Nordkreis Kleve
Da wir über die letzten Jahrzehnte sehr viel Expertise in diesem Themenfeld erworben haben, ist bei uns zusätzlich ein Teil des NABU-Rheinbüros eingerichtet worden. Dieses engagiert sich über den Niederrhein hinaus für den Rhein: Konkrete Projekte für die Entwicklung artenreicher Auenwälder werden initiiert. Zudem setzt sich das Rheinbüro dafür ein, dass naturnahe Auengewässer reaktiviert werden und der Rhein wieder besser an seine Auen angebunden wird.