Zusammen mit der NRW Stiftung und dem Bundesforst stellte die NABU-Naturschutzstation Niederrhein die Pläne für das ehemalige Standortübungsgelände in Materborn vor. Neben verschiedenen Naturschutzmaßnahmen für Wald und Offenland im Gebiet haben die zuständigen Akteure über ein angepasstes Wegekonzept sowie Besucherinformationspunkte und Umweltbildungsmaßnahmen berichtet.
In der vergangenen Woche hatte die NABU-Naturschutzstation Niederrhein Interessierte zu einem Informationsabend über die Zukunft des ehemaligen Truppenübungsplatzes in Materborn eingeladen. Die Fläche, die im Jahr 2015 zum Nationalen Naturerbe erklärt wurde, befindet sich seit einigen Jahren im Besitz der NRW Stiftung. In deren Auftrag entwerfen die Naturschutzreferent*innen der NABU-Naturschutzstation Niederrhein gemeinsam mit dem Bundesforst richtungsweisende Maßnahmen für den Erhalt und die Entwicklung des artenreichen Geländes.
Im Vorfeld zu der rege besuchten Veranstaltung hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Hoffnung, Bedenken und Ideen rund um dieses besondere Gelände zu äußern. Viele Menschen machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und es zeigte sich, dass die Naturerbefläche vielen Klever*innen sehr am Herzen liegt. Sowohl Erholungssuchende als auch Naturfreund*innen besuchen das Gebiet regelmäßig mit offenen Augen und steuerten konstruktive Beiträge für den Maßnahmenplan bei. Die Zuschriften bestanden aus Anmerkungen zur Naherholung, zu naturschutzfachlichen Aspekten und zu Bildungs- und Wissensangeboten. Auch die Regeln im Gebiet sind ein Thema, dass die Menschen beschäftigt. Thomas Härtel war aus Düsseldorf angereist, um dem Publikum im Namen der NRW-Stiftung zu diesen Geboten Auskunft zu geben und erläutere das Konzept des Nationalen Naturerbes eindrücklich.
Viele Zuschriften betonten die Schönheit und den Wert der Fläche. Der Wunsch danach, es möge doch so bleiben wie es ist, wurde oft geäußert. Damit das Gelingen kann, sind allerdings weiterhin Pflegemaßnahmen notwendig, denn sonst würde, wie Luftaufnahmen aus den vergangenen Jahrzehnten deutlich zeigten, auch auf den so beliebten Freiflächen bald ein dichter Wald entstehen. Zurzeit ist etwas weniger als die Hälfte der 100 Hektar großen Fläche bewaldet. Damit das so bleibt ist es notwendig, die Wiesen regelmäßig freizuhalten. Dafür möchten die Akteure in der Zukunft auf Teilflächen Weidetiere einsetzen und dafür diese Teile des Geländes mit einem festen Zaun versehen. An einigen Stellen im Gebiet eignen sich Ziegen oder Schafe, an anderen eher Pferde und Rinder. Katja Plumbaum, Naturschutzreferentin an der NABU-Naturschutzstation, stellte den ökologischen Wert von Beweidung heraus: “Früher haben hier Panzer die Flächen offengehalten und dafür gesorgt, dass es Abschnitte gab, auf denen wenig bis gar nichts wuchs. Um diese Bereiche, die zum Beispiel vielen Wildbienen-Arten ein Zuhause bieten, beizubehalten, können uns Weidetiere mit ihren Hufen helfen.“ Auch für viele andere Arten bietet der ehemalige Truppenübungsplatz gute Bedingungen: So konnten bisher fast 400 verschiedene Schmetterlings- und Falter-Arten auf dem Gelände nachgewiesen werden, unter anderem die Grüne Eicheneule, eine bedrohte Falterart, die seit 1971 im Kreis Kleve als ausgestorben beziehungsweise verschollen galt.
Martin Schiller vom Bundesforst betonte den ökologischen Wert von nutzungsfreien Naturwäldern, wie sie mit sanften Eingriffen über die kommenden 10 bis 20 Jahre im Gebiet entwickelt werden sollen, um den bewaldeten Flächen des Geländes noch mehr Strukturvielfalt mitgeben zu können. Einige Waldbereiche, die im Namen der Bundeswehr zum Beispiel als Staubschutz oder Lärmschutz angelegt waren, werden nach und nach zu Naturwälder entwickelt. Dazu sollen beispielsweise Bäume, die am Niederrhein nicht natürlich vorkommen, teilweise aus den Flächen entnommen oder in Form von Totholz im Bestand belassen werden, um so einen weiteren wertvollen Lebensraum für viele Arten zu schaffen.
Wie die Fläche auch in der Zukunft weiterhin der Naherholung dienen kann, stellte die Biologin Dr. Dörthe Becker von der NABU-Naturschutzstation vor. Sie verdeutlichte, wie die Wünsche aus den Zuschriften in den Maßnahmenplan eingeflossen sind und wie wenig sich in der Zukunft ändern wird. „Das Gebiet soll für alle zugänglich bleiben,“ so Becker, „niemand wird dabei ausgeschlossen. Wir setzen auf die gegenseitige Rücksichtnahme der Nutzerinnen und Nutzer, seien sie nun zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad unterwegs. Und auch angeleinte Hunde bleiben weiterhin willkommen.“ Lediglich bei der Verringerung der Anzahl von Zugängen in das Gebiet kamen im Publikum noch Fragen auf, denn zurzeit leiten aus allen Himmelsrichtungen wilde Trampelpfade auf die Naturerbfläche, von denen nach aktueller Planung ein paar aus der Nutzung genommen werden sollen.
Die emotionalste Frage des Abends war allerdings eine andere. Nämlich die nach einer wichtigen Klever Tradition: Was ist mit dem Schlittenhang? Da war Dietrich Cerff, Leiter der NABU-Naturschutzstation Niederrhein sehr deutlich: „Aus naturschutzschutzfachlicher Sicht spricht nichts gegen das Schlittenfahren dort.“ Erleichtertes Seufzen klang da aus dem Publikum. Dann muss es nun nur noch mal wieder Schnee geben.
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